Kia hatte auf dem EV-Day 2023 seine nächsten Elektromodelle von EV1 bis EV9 gezeigt. Die meisten technischen Details wurden dabei zum EV5 veröffentlicht, der als kompakter SUV genau in der Mitte der neuen Modellfamilie steht. Kurz vor der Markteinführung in Europa/Deutschland, die zum Jahreswechsel 2025/26 geplant ist, legen die Koreaner die Europa-Spezifikationen nach.
Abmessungen und Kofferraum
Mit einer Länge von 4,61 Meter (Breite: 1,88 m, Höhe 1,68 m, Radstand: 2,75 m) übertrifft er den aktuellen Sportage um etwa zehn Zentimeter, wirkt nach unserem ersten Eindruck auch wesentlich geräumiger. Kein Wunder. Seine kubische Karosserieform weist ihn als engen Verwandten des EV9 aus. Im Gegensatz zu diesem ist im EV5 keine dritte Sitzreihe vorgesehen. Stattdessen soll er mit großem Kofferraumvolumen und umgeklappt mit einer vollkommen ebenen, übernachtungstauglichen und bis zu zwei Meter langen Lade- und Liegefläche punkten. Das Ladevolumen liegt zwischen 566 und 1.650 Liter.
Außendesign
Die Serienversion des EV5 bleibt optisch dicht am Concept-Car. Die weitgehend geschlossene Front des Kia EV5 ragt steil auf und wird von aufrecht stehenden LED-Leuchtbändern flankiert, die im unteren Bereich nach innen abknicken. Oben werden sie von einem schmalen Streifen begrenzt, der im Zentrum nach unten abknickt und im weiteren Verlauf mit seinem animierten und bei ausgeschaltetem Auto nicht sichtbaren Lichtmuster "Star Map" Kias viel zitierte Tigernase neu interpretiert. Die Frontschürze hält jetzt einen Platz für das Kennzeichen bereit.
Die leicht gewölbte Fronthaube führt den Blick zur steil stehenden Windschutzscheibe, die in einer fast waagerechten Dachlinie mündet. Diese neigt sich nur sehr sanft gen Heck. Auch die untere Fensterlinie bleibt fast waagerecht und steigt erst im Bereich der hinteren Seitenscheibe an. Die Seitenansicht zeigt kräftig ausgestellte eckige Radhäuser mit zusätzlicher Plastikbeplankung. Die klassischen Außenspiegel mit ihrer eckigen Form waren bereits am Concept-Car zu sehen. Über sie führen die Designer die vordere Lichtleiste als untere Grenze des Fensterbandes nach hinten. Während an der Studie keinerlei Türgriffe zu sehen waren, zeigt sich das Serienmodell mit versenkten Griffelementen. Selbst das verschachtelte Design der 21-Zoll-Räder an der Studie wurde nahezu unverändert ans Serienmodell übernommen.
Am Heck nehmen die Leuchten die Form der Scheinwerfer auf und ragen im oberen Bereich weit in die Klappe hinein. Diese wirkt flächig und massiv. Sie schließt oben mit einem integrierten Spoiler ab, der in Südrichtung von einem optischen Schnitt in der C-Säule begrenzt wird. Im unteren Bereich der Heckschürze präsentiert der Kia EV5 viel Plastik als Unterfahrschutz. Beim Sprung in die Serie zeigt sich die Heckschürze mit Reflektoren bestückt. Beim Innenleben der Leuchten wurde nachjustiert. Und wie erwartet sind am Serienmodell vier konventionell öffnende Türen montiert. Die Studie setzte noch auf gegenläufig öffnende Portale ohne B-Säule. Beim Lackkleid können Kunden zwischen neun glänzenden und einem matten Farbton wählen.
EV5 auf E-GMP-Plattform
Der EV5 baut auf dem Elektro-Baukasten Electric Global Modular Platform (E-GMP) des Hyundai-Konzerns auf. Der flexible Unterbau steckt ebenfalls unter dem größeren EV9 und unter den bereits erhältlichen Modellen Hyundai Ioniq 5, Kia EV6 und Genesis GV60. Die Plattform erlaubt sowohl einmotorige Heck- als auch zweimotorige Allradantriebe und bietet Platz für Akkupakete, die etwa 500 Kilometer Reichweite erlauben. Mit 800-Volt-Technik wären besonders schnelle Ladezeiten möglich. Der EV5 arbeitet jedoch nur mit 400 Volt Betriebsspannung (EV6, EV9: 800 V).
Nach seinem Produktionsstart in China wird der EV5 mit geringfügig veränderten Spezifikationen und einem anderen Akkutyp für den Rest der Welt in Korea vom Band laufen; es bleibt bei drei Grundmustern: Standard mit 160 kW-Frontmotor und 60,3 kWh-NCM-Akku, Long Range mit 160 kW, 295 Nm und 81,4 kWh-NCM-Akku sowie Long Range AWD mit zusätzlichem 70 kW-Motor an der Hinterachse und einer Systemleistung von bis zu 225 kW. Die maximale Reichweite wird mit bis zu 530 Kilometer (WLTP) angegeben. Die Akkus sollen sich am Schnelllader mit bis zu 150 kW in 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent nachladen lassen. Hinzu kommen ein regeneratives Bremssystem, One-Pedal-Drive-Funktion sowie bidirektionales Laden mit Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) und bis zu 3,6 kW Leistung. Für den deutschen Markt ist allerdings bislang nur die Long Range-Variante und Vorderradantrieb bestätigt. Die Anhängelast beträgt bis zu 1,2 Tonnen, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 165 km/h limitiert.
Interieur
In Innenraum gibt sich der EV5 in der Serienversion dann doch etwas konventioneller als noch die Studie. Geblieben ist die breite, horizontal ausgerichtete Display-Landschaft, die sich vom Fahrerplatz bis über das Zentrum des Armaturenbretts zieht. Ebenfalls überlebt hat die LED-Ambientebeleuchtung, die 64 Farboptionen bietet. Das Lenkrad trägt nun vier Speichen, jede Menge Bedienelemente und wechselt von der achteckigen Form zu einem runden Volant, das lediglich oben und unten leicht abgeflacht ist. Das absolut reduzierte Design weicht einer praxistauglichen Auslegung mit zusätzlichen Bedienelementen, Belüftungsdüsen und Tasten auf der Armaturentafel und der vergrößerten Mittelkonsole.
Im Cockpit sitzen zwei 12,3-Zoll-Displays – eines für die Instrumente, eines als Infotainment-Touchscreen. Zusätzlich gibt es kleineres 5,3-Zoll-Klima-Display, worunter sich vier wechselnd belegte Tasten verbergen, die die Funktionen von Klima, Navi und Infotainment steuern. Optional wird eine Dreizonen-Klimaautomatik verfügbar sein, die unangenehme Gerüche per Nachlauf im Stand vermeiden soll. Alle Systeme lassen sich mit Over-the-Air-Updates (OTA) stets aktuell halten.
Ließen sich in der Studie die Sitze noch nach außen drehen, um besser ein- und aussteigen sowie die Umgebung des Elektro-SUV ins Autoleben einbeziehen zu können, so erhält das Serienmodell fest montiertes Gestühl. Die angedeutete durchgehende Bank vorn bleibt, wird allerdings anders geteilt. Das Sitzflächenelement über der Mittelkonsole ist nun dem Beifahrersitz zugeschlagen. Die Einzelsitze im Fond ersetzt eine herkömmliche Bank mit eben umlegbarer Rückenlehne. Die ausklappbare Notsitzbank im Kofferraum, auf der die Passagiere entgegengesetzt zur Fahrtrichtung sitzen können, bleibt ein Feature der Studie. Der Serienladeraum bietet eine in der Höhe verstellbare Ablage sowie zusätzliche Staufächer im Boden. Das Panorama-Schiebedach verliert seine Zusatzaufgabe als Sonnenkollektor, bringt aber weiter viel Licht ins Interieur und gibt bei Dunkelheit den Blick auf den Sternenhimmel frei.
Marktstart in China, Europa Anfang 2026
In China ist der Kia EV5 bereits auf dem Markt. Neben sieben Airbags bietet Kia im EV5 zusätzlich eine breite Palette an Assistenzsystemen, die mit Kameras, Radar und Ultraschallsensoren die Umgebung überwachen, den Fahrer vor Gefahrensituationen warnen und, wenn notwendig, aktiv eingreifen. Zu den Features gehören beispielsweise der Autobahnassistent der zweiten Generation (HDA2), das automatisierte Ein- und Ausparken (RSPA 2), Frontkollisionswarner, Totwinkelassistent, und Spurfolgeassistent. Der Europa-Preis für den Kia EV5, der in einer Basis- und einer GT-Line-Version kommen soll, steht noch nicht fest. Preisidee: ab ca. 47.000 Euro.